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Adipositas: Schluss mit Scham und Schuldgefühlen!

Stigmatisierung bei Adipositas kommt häufig vor. Scham und Schuldgefühle sind bei starkem Übergewicht aber fehl am Platz.

4 min. Lesezeit
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Agenturfoto. Model gestellt.

Immer auf die Dicken! Menschen mit Übergewicht sind undiszipliniert, unsportlich, faul und essen zu viel, so das gängige Vorurteil. Und schon kommen die ungebetenen Tipps: „Reiß dich doch einfach zusammen und beweg´ dich mehr.“ Hallo, geht´s noch? Brillenträgern sagt man schließlich auch nicht: „Iss mehr Karotten, dann wird sich deine Sehschwäche in Luft auflösen.“ Aber Hand aufs Herz: Es ist nicht leicht, die vielen Vorurteile nicht auf sich zu beziehen. Überkommen dich auch manchmal Scham und Schuldgefühle, wenn das blöde Getuschel um dich herum nicht aufhört? Schluss damit! Du bist nicht allein für dein Gewicht verantwortlich. Und du darfst und sollst jederzeit Hilfe in Anspruch nehmen. 

Selbst schuld! Warum werden Menschen mit Adipositas stigmatisiert?

Menschen mit Übergewicht werden – ähnlich wie Menschen mit Depressionen – gesellschaftlich stigmatisiert. Das heißt, ihnen werden bestimmte, meist abwertende Eigenschaften und Merkmale zugeschrieben. Und Vorurteile halten sich beharrlich – ungefragte Ratschläge inklusive. Mitmenschen, die einen herabsetzen, machen es sich einfach und zeigen uns gleichzeitig: Wir sind nicht so wie du. Andere zu diskriminieren, verringert die eigene Unsicherheit.

Ein Stigma umfasst viele Stereotypen und Vorurteile. So sind viele Menschen überzeugt, dass ein hoher Body-Mass-Index das Resultat falscher Ernährung, Bequemlichkeit, Willensschwäche und Disziplinlosigkeit ist. Das belegen Umfragen. Wer dick ist, ist selbst schuld. Die Zuschreibung von Schuld und/oder Unvermögen kann zu echter Benachteiligung im Leben führen. Zum Beispiel in der Schule, Ausbildung, Karriere, Wohnungssuche oder bei einer medizinischen Behandlung.

Hierzu ein paar nackte Zahlen:

  • 75 Prozent der Menschen mit Übergewicht fühlen sich nicht akzeptiert.
  • 38 Prozent der Menschen mit schwerer Adipositas und einem Body-Mass-Index über 40 haben Diskriminierung erlebt.

Weiterlesen: Behandlungsmöglichkeiten bei Adipositas.

Was macht die Stigmatisierung mit Betroffenen?

Wenn du jetzt beim Lesen des Artikels den Kopf schüttelst und sagst: „Mir doch egal, was andere von mir denken, ich mag mich so, wie ich bin“, dann gehörst du zu einer kleinen Minderheit. Stigmatisierte neigen generell dazu, die Vorurteile anderer anzunehmen und sich selbst abzuwerten. Das reduziert nicht nur die Lebensqualität und Laune der Betroffenen, sondern steht auch einer Bewältigung der Krankheit im Wege. Die Abwertung durch Fremde (und natürlich auch durch medizinisches Fachpersonal) kann bei Adipositas dazu führen, dass sich Diagnose, Behandlung und Heilung hinauszögern. Manche Betroffene verweigern gar den Besuch beim Arzt. Das Bild der anderen treibt Betroffene womöglich in die soziale Isolation, zwischenmenschliche Beziehungen gehen kaputt oder der Arbeitsplatz verloren. Die Grafik zeigt, dass Menschen mit Adipositas in vielen Lebensbereichen Vorurteile und Diskriminierung erfahren. Du merkst schon: Ein Umdenken ist notwendig, in der Gesellschaft, aber auch bei den Betroffenen. 

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Prof. Sharma und Dr. Sylvia Weiner sprechen darüber, dass Schuldgefühle bei der Einnahme von Medikamenten zur Gewichtsreduktion fehl am Platz sind.

Scham und Schuldgefühle sind bei Adipositas absolut fehl am Platz

Einige Menschen mit Übergewicht schämen sich wegen ihres Körpers. Sie machen deswegen womöglich ungern Sport, schenken sich den Besuch im Schwimmbad oder gehen nicht zum Arzt. Das ist verständlich, aber schade. Niemand sollte sich wegen seines Körpers schämen. Scham und Schuldgefühle sind bei starkem Übergewicht absolut fehl am Platz. Adipositas muss endlich als das wahrgenommen werden, was es ist: eine Krankheit. Um die Chancengleichheit für Menschen mit Übergewicht zu erreichen, sind mehr Aufklärung und gute Gesundheitsinformationen nötig. Denn eine Diskriminierung wegen des Gewichts ist völlig inakzeptabel. 

Du willst abnehmen? Dann such dir Hilfe!

Die meisten Menschen mit Übergewicht machen sich selbst für ihre überflüssigen Pfunde verantwortlich. Sie denken, dass Abnehmen allein in ihrer Verantwortung liegt. Einige entwickeln Schuldgefühle, wenn sie zum Beispiel Medikamente gegen Übergewicht ausprobieren. Sie haben das Gefühl, dass sie sich selbst „betrügen“ oder beim Abnehmen „schummeln“. Warum eigentlich? Nikotinpflaster und Raucherentwöhnungsspray sind auch keine Tabus. Warum rümpfen dann manche bei Medikamenten zum Abnehmen die Nase? Eins solltest du wissen: Du bist nicht alleine und darfst und solltest jederzeit Hilfe in Anspruch nehmen: Ganz gleich, ob du Unterstützung beim Abnehmen brauchst oder mit jemandem über deine Mobbing-Erfahrungen sprechen möchtest.

Du suchst Hilfe zum Abnehmen? Dann nichts wie los! Hier kannst du nach Adipositas-Spezialist*innen oder einer Adipositas-Sprechstunde in deiner Nähe suchen. Jetzt Adipositas-Spezialist*innen finden

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Mein Name ist Nina.

Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich mit Diäten und Übergewicht. Es gibt viel zu viele Vorurteile und Stigmata, mit denen Menschen mit Übergewicht konfrontiert werden, die einfach so nicht richtig sind. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen zu diesem Thema aufzuklären.

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Quellen

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