Behandlung
Sie suchen Hilfe bei starkem Übergewicht (Adipositas)? Hier erfahren Sie, welche Behandlungsmöglichkeiten es bei starkem Übergewicht gibt.
Starkes Übergewicht (Adipositas) erhöht das Risiko für chronische
Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bei starkem Übergewicht (Adipositas) ist es ratsam, das Gewicht zu
reduzieren. Es kommt aber nicht darauf an, so schnell und so viel wie
möglich abzunehmen. Radikal- und Blitzdiäten belasten den Körper. Je
nach Ausgangsgewicht empfehlen Experten eine Gewichtsabnahme von fünf
bis zehn Prozent des Ausgangsgewichts innerhalb der nächsten sechs bis
zwölf Monate. Das klappt natürlich nur, wenn die Veränderungen
alltagstauglich sind und der Genuss beim Essen nicht zu kurz kommt.
Sie können eine Diät unter ärztlicher Aufsicht in Eigenregie
durchführen oder an einem Ernährungs- und Bewegungsprogramm
teilnehmen.
Egal ob Hausarzt oder Facharzt – das Thema Gewichtsreduktion können Sie mit Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen besprechen. Zum Beispiel bei einem Gynäkologen oder Endokrinologen.
Mit Hilfe von unserem Spezialisten-Finder können Sie
nach Adipositas-Spezialist*innen in Ihrer Nähe suchen, wo Sie die
nötige Unterstützung enthalten: Adipositas-Spezialisten-Finder.
Eine Liste von Selbsthilfegruppen-Verbänden und
Behandlungseinrichtungen finden Sie auf der Webseite der
Deutschen Adipositas Gesellschaft. In besonders schweren Fällen
sind gezielte Behandlungsprogramme in einem Krankenhaus oder in
geeigneten Rehabilitationseinrichtungen sinnvoll.
Gute Adipositas-Therapie-Programme enthalten immer Elemente aus der Verhaltens-, Bewegungs- und Ernährungstherapie. Einige Krankenkassen bezuschussen die Teilnahme an einem Ernährungsprogramm. Am besten, Sie informieren sich direkt bei Ihrer Krankenkasse. Manchmal kommt in der Adipositas-Therapie die Einnahme eines verschreibungspflichtigen Medikaments oder ein chirurgischer Eingriff infrage. Wichtig ist, dass Sie mit ärztlicher Unterstützung einen auf Sie zugeschnittenen Plan entwickeln, der umsetzbar ist und zu Ihren Bedürfnissen passt. Das gilt auch für starkes Übergewicht (Adipositas) bei Kindern.
Wenn Sie abnehmen möchten, geht es nicht nur darum, die Kalorien zu zählen. Entscheidend für den Erfolg ist eine ausgewogene Zusammenstellung der Lebensmittel und natürlich deren Menge. Ebenso wichtig ist es, einen Blick auf die eigenen Essgewohnheiten zu werfen. Gibt es zum Beispiel eine bestimmte Tageszeit, an der Sie besonders häufig zu viel oder ungesund essen? Essen Sie, wenn Sie müde, gestresst oder traurig sind? Und wie empfinden Sie das Sättigungsgefühl nach einer Mahlzeit? Wo essen Sie normalerweise? Und mit wem? Diese Fragen liefern Ihnen erste Hinweise, die helfen können, eine bessere und gesündere Beziehung zum Essen aufzubauen.
Beim Mahlzeitersatz handelt es sich um kalorienkontrollierte Produkte, die alle essenziellen Nährstoffe, Vitamine und Mineralien enthalten. Ein Mahlzeitersatz hat in der Regel einen hohen Protein- und einen niedrigen Fett- und Kohlenhydratgehalt. Zum Einsatz kommen kalorienkontrollierte Produkte zum Beispiel im Rahmen eines klinisch beaufsichtigten Ernährungsplans, bei dem eine oder mehrere Mahlzeiten am Tag durch kalorienarme Diätshakes, Fertiggetränke oder Produkte in Pulverform ersetzt werden. Eine Formula-Diät empfiehlt sich als Baustein eines langfristigen Abnehmprogramms und sollte möglichst nur unter ärztlicher und diätologischer Aufsicht durchgeführt werden.
Bewegung ist nicht nur Sport und schon gar kein Extremsport. Es geht hauptsächlich darum, dass Sie zusätzliche Bewegung in Ihren Alltag integrieren, denn schon kleine Veränderungen können beim Thema Bewegung viel ausmachen: Bewegung schützt Sie vor Arteriosklerose und hat einen positiven Einfluss auf Ihr Gewicht, den Blutdruck, die Blutfette, den Blutzucker, das Immunsystem und die Laune. Sie verringert sogar das Demenzrisiko. Wer sich regelmäßig bewegt, beugt Herz- und Gefäßkrankheiten und sogar Krebserkrankungen wie Darm- oder Brustkrebs vor. Am besten, Sie finden eine körperliche Aktivität, die Ihnen Spaß macht und der Sie mehrmals die Woche motiviert nachgehen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, welche Form der Bewegung sich für Sie am besten eignet. Für Menschen mit Übergewicht eignen sich insbesondere gelenkschonende Sportarten wie Walken, Aquagymnastik, Radfahren oder Schwimmen.
Eine weitere sinnvolle Maßnahme bei starkem Übergewicht (Adipositas) ist eine begleitende verhaltenstherapeutische oder psychologische Behandlung. Eine Verhaltenstherapie kann Ihnen helfen, eingefahrene Muster in Bezug auf die Nahrungsaufnahme zu erkennen und zu verändern. Zentrales Ziel der Verhaltenstherapie ist zu lernen, langsam und bedächtig zu essen. Fragen Sie Ihren Arzt über Behandlungsmöglichkeiten in Ihrer Nähe. Essstörungen wie das Night-Eating-Syndrom oder Binge Eating gehören in die Hände eines Spezialisten.
Tipp: Sie können Ihr Ess- und Trinkverhalten beobachten, indem Sie ein Ernährungstagebuch führen. Ein Ernährungstagebuch kann Ihnen helfen herauszufinden, welche Faktoren Ihr Essverhalten beeinflussen und zum Beispiel eine Heißhungerattacke auslösen.
Oder Sie finden Unterstützung in digitalen Abnehmprogrammen, die auf langfristige Verhaltensveränderungen abzielen, zum Beispiel zanadio – der ersten App auf Rezept zur Behandlung von Übergewicht.
Einige Medikamente zum Abnehmen sind rezeptpflichtig und müssen von einem Arzt verschrieben werden. Rezeptpflichtige Medikamente gegen Übergewicht überzeugen darin, dass sie eine wissenschaftliche Grundlage haben und in klinischen Studien auf Sicherheit und Wirksamkeit geprüft worden sind. Sie werden immer nur ergänzend zu weiteren Maßnahmen verordnet.
Genau wie wir unsere Körpertemperatur nicht mithilfe von Gedankenkraft kontrollieren können, können wir auch einige der biologischen Prozesse nicht bewusst kontrollieren, die unseren Appetit beeinflussen. Hier spielen Adipositas-Medikamente eine Rolle, die mit diesen verschiedenen biologischen Prozessen arbeiten.
Es gibt verschreibungspflichtige Medikamente zum Abnehmen, die auf unterschiedliche Weise wirken. Einige Abnehm-Medikamente helfen, den Appetit zu regulieren, einem ständigen Anstieg des Hungergefühls vorzubeugen und dadurch die Essensportionen zu reduzieren. Dies hilft Ihnen, weniger zu essen und macht es leichter, Ihre bisherige Lebensweise bezüglich des Essens zu ändern.
Andere Medikamente helfen Ihnen abzunehmen, indem sie die Art und Weise ändern, wie Ihr Körper Nahrungsmittel absorbiert. Zum Beispiel durch Verringerung der Menge an Fett, die vom Körper absorbiert wird.
Mit Hilfe von Abnehm-Medikamenten können Sie
Medikamente zum Abnehmen bei Adipositas kommen erst dann für Sie in Frage, wenn Sie mit den üblichen Methoden wie Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht ausreichend Gewicht verlieren. Am besten, Sie fragen Ihren Arzt, ob für Sie verschreibungspflichtige Medikamente zur Gewichtsreduktion in Frage kommen. In der Regel ist dies ab einem BMI von ≥ 27-28 kg/m² (Übergewicht und mindestens eine zusätzliche Begleiterkrankung) oder einem BMI ≥ 30 kg/m² (Adipositas Grad 1) der Fall.
Body Mass Index Rechner: Kennen Sie Ihren BMI?
Hier ein paar Fragen, die Sie mit Ihrem Arzt besprechen können:
Weitere Fragen und Anregungen können Sie sich hier herunterladen.
Zur Langzeitbehandlung von starkem Übergewicht (Adipositas) sind verschiedene Medikamente zugelassen. Die Medikamente bauen auf unterschiedlichen Wirkstoffen auf und wirken somit auf unterschiedliche Weise. In der Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas finden Sie nähere Informationen, welche Wirkstoffe und Medikamente zur Langzeitbehandlung zugelassen sind.
Die Nebenwirkungen von Adipositas-Medikamente unterscheiden sich je nach Wirkstoff. Sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin über mögliche Risiken und Nebenwirkungen von Adipositas-Medikamenten.
Das letzte Mittel der Wahl zur Behandlung von Adipositas ist ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird dem Patienten zum Beispiel ein Teil des Magens operativ entfernt. Das hat den Effekt, dass der Betroffene nach der Magenverkleinerung weniger Nahrung zu sich nehmen kann und früher satt wird. Es gibt verschiedene chirurgische Methoden, die zu einer Reduktion des Körpergewichts führen. Ein chirurgischer Eingriff ist in der Regel irreversibel. Ein Eingriff kommt nur in Frage, wenn die herkömmliche Behandlung fehlgeschlagen ist. Fragen Sie Ihren Arzt, ob bei Ihnen ein chirurgischer Eingriff sinnvoll ist.
Disclaimer: Die hier aufgeführten Empfehlungen zur Behandlung von Adipositas ersetzen nicht die persönliche Beratung durch einen Arzt.
1. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2018). Starkes Übergewicht (Adipositas). Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/starkes-uebergewicht-adipositas.2602.de.html (Abruf 15.09.2021)
2. Pschyrembel (2018). Adipositas. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/adipositas/T00G5/doc/ (Abruf 15.09.2021)
3. Pschyrembel (2018). Adipositas. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/adipositas/T00G5/doc/ (Abruf 15.09.2021)
4. Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft: Prävention und Therapie der Adipositas. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 050/001 (Abruf 15.09.2021)
5. Mensink, Gert et al. (2013): Übergewicht und Adipositas in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt 2013, Band 56, Ausgabe 5-6. S. 786-794
6. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (2018): Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf (Abruf 15.09.2021)